Möhrchen und Kontrollverlust

Du holst mich ab. Maske. Verlegenheit. Ein Drücker, ein Kuss auf die Wange. Ein strammer Spaziergang. Wir tauschen die Eckdaten aus. Das Wichtigste ist gesagt: Studium, Arbeit, Interessen. Wir sitzen bei dir. Ein halbes Glas Wein, ein verlegenes Schweigen. Du drehst dich zu mir und küsst mich. Endlich. Das verlegene Schweigen hat ein Ende. Und was dann geschieht weiß ich schon nicht mehr. Du: ich. Wir ziehen und an, wir ziehen uns aus. Schwingen in Verbindung gemeinsam durch den Raum, ein Faden hält uns zusammen. Deine Berührungen, meine Berührungen. Alles Stimmt, alles ist innig alles vertraut. Wein, Teppich, Couch, Fühlen, Wein. Wir sind betrunken. Es prickelt. Ich sage: "hat es was zu bedeuten, diese Verbundenheit?" Du lachst und sagts: "Du machst so was wirklich nicht oft?" Ich bin verlegen, rede mich raus. "Nur, Sex, nur Sex, das ist nur Sex" sagt mein Gehirn. Das ist es auch. Wir wabern weiter, nackt als ein verschmolzenes sexuelles Wesen durch den Raum. Dein Penis in mir, deine Finger zwischen meinen Beinen, deine Küsse auf meinem ganzen Körper. Du kommst, ich komme, du kommst, ich komme. Du trägst mich durch den Raum, ich auf dir, du auf mir wir kämpfen: sanft. Doch ich gebe mich geschlagen, werde weich, ganz weich in deinen Armen unter deinen Händen zwischen deinen Berührungen und deinem Geruch. Du bist bestimmt, du bist liebevoll und aufmerksam. Wir schlafen miteinander, entspannen wieder, sind langsam, schnell, zärtlich, fest, stürmisch, Küsse, Zungen, Haut und Haare. Alles stimmt. Alles ist Lust, alles wohlfühlen, intensiv. Du liegst auf mir, wir lachen wir reden über irgendwas. Du schlägst mir ins Gesicht: Irritation. Wo kommt das her? Du weißt es nicht, ich weiß es nicht. Ich schreie dich an: "Das geht nicht." Das ist völlig drüber. Übergriffig. Ich bin immer noch weich: "Tu das noch mal." Es macht mich scharf. Es erregt mich. Wir tun es gleich noch mal. Meine Wahrnehmung ist schemenhaft. Ich schlafe bei dir. Wir wachen auf. Außerhalb vom Bett haben wir uns nichts zu sagen. Da ist es wieder: das verhaltene Schweigen. Du machst mir Frühstück, wir machen es noch mal. Beklemmung und schweigen. Du bist forsch, zum Teil herausfordernd. Immer liebevoll. Immer darauf bedacht meine Bedürfnisse zu befriedigen. Ich bin weich. Kann mich nicht wehren. Tu mit mir was du willst, denn das brauche ich. Als ich gehe, steckst du mir zwei Schokoriegel in die Tasche und drückst mir einen Tüte Möhrchen in die Hand: "Für den Weg". Auf den Rückweg denke ich über den Schlag nach. "Geht das für mich? War das grenzübergreifend? Ist das etwas, das ich nicht zulassen darf?" Aber ich fühle nur Erregung. Erregung und Vertrautheit. Ich fühle mich gut.

Ich war jetzt vier Mal bei dir. Es ist wunderschön. Du zeigst mir, dass es einfach ist. Ich denke zu viel. Ich greife in meine Jackenasche, nehme mir ein Möhrchen und grinse.

 

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